Autor: Lemme Detlef

Holzschnitt Ablass online Verkauf mit Spende an Ärzte ohne Grenzen update

„Patrone schwarz”, 2019, Multiple, Auflage: 50 Expl., signiert, nummeriert, inkl. Ablasszertifikat, gerollt in Papphülse.

Patrone Schwarz Multiple

-> Zum Preis von 50 € / davon 30 € Spende an „Ärzte ohne Grenzen”

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„Patrone schwarz” verweist als Titel gleichermaßen auf Schutzheilige als Fürsprecher, wie auf die massenhafte Produktion der todbringenden Waffe. Die Kontur der Patrone ist zugleich Bischofsmütze und Kathedrale, umrahmt von einem iPad mit Homebutton. (Pressetext zur Ausstellung “h::eilig” bei xpon-art.)

Patrone Schwarz 42

Konzept: Serielle Malerei

Ist es heute noch möglich, seine eigene ästhetische Subjektivität zu erlangen? Ich möchte der massenmedialen Bilderflut meine eigene Bildermasse gegenüberstellen. Der digital perfektionierten Retouche antworte ich mit meinem eigenen Gestus. Die Arbeit in Serien erlaubt, die Antwort in der Schwebe und den Prozess in Gang zu halten. Wie in der Industrie ist mein Malprozess geplant und zielgerichtet. Jedoch ist das Ergebnis offen.

Fichten in der Autostadt

Foto
“Fichte” – “one minute sculpure” in Wolfsburg am 05.07.2015

Vor Kurzem machte ich sonntags einen Besuch der Ausstellung von Erwin Wurm im Kunstmuseum Wolfsburg. Vor einem Jahr hatte ich die “one-minute-sculptures” im Städel in Frankfurt besucht und mit Vergnügen mitgemacht.

2007 arbeitete ich als 3d-Visualisierer im Werk in Wolfsburg. Damals war in den Hamburger Deichtorhallen gerade die Retrospektive von Erwin Wurm und ich nahm Wurms fettes rotes Auto in Form einer Kunstpostkarte mit ins Büro. Komischerweise werteten die Kollegen das Bild als Verunglimpfung des Automobils.

Nun steht während der Ausstellung ein verfetteter senffarbener VW-Bus vor dem geschätzten Kunstmuseum in Wolfsburg. Wochentags wird aus dem Bus heraus die werkseigene Currywurst mit Pommes verkauft. Warum Erwin Wurm für seine Ausstellung den Titel “Fichte” gewählt hat, wird in der Ausstellungshalle augenfällig. Dort hängen überkopf 15 riesige Nadelbäume erfurchtgebietend von der hohen Decke.

Enthusiastisch absolviere ich auch in Wolfsburg meine “one-minute-sculpures” Diesmal bin ich aber irritiert. Es ist gar nicht witzig. Wer war denn dieser Fichte, vor dem ich knien soll? Schließlich suche ich Erleuchtung unter Wurms Fichtenwäldchen. Nach Wurms Anleitung ziehe ich den Eimer über den Kopf. Ich sehe jetzt aus wie die Wohnzimmerlampen am Eingang der Ausstellung, mit Lampenschirmen aus Farbeimern. (aus dem Baumarkt. Genial einfach , wie vom berühmten Möbelhaus.) Als Stehlampe fühle ich – gar nichts.

Johann Gottlieb Fichte forderte 1807 in seinen “Reden an die deutsche Nation”  die Bildung eines deutschen Nationalstaates und eine Nationalerziehung, welche “die Freiheit des Willens gänzlich vernichtet”, um den Einzelnen in ihrem Sinne zu formen.

Die Nazis haben Fichte zu einem Vordenker gemacht und haben 1938 Wolfsburg gegründet. Und jetzt knie ich vor Fichte nieder?

“Ich verstehe den Künstler als jemanden, der sich mit nichts anderem beschäftigt, als der Welt Sinn zu entziehen. Als jemandem, der diesen Entzug zu seinem Mittelpunkt macht. Dessen ganzer Einsatz besteht darin, die Welt von Bedeutung zu befreien. Jeder andere von uns will sich mit Bedeutung aufladen, der Künstler entlädt sich.” (Erwin Wurm)

Also: Eimer runter! und liebe Kollegen, entspannt Euch: der von der Wurm-Skulpur zertrümmerte Mercedes bei den Fichten ist gar kein Auto!

“Fichte”, Kunstmuseum Wolfsburg, Ausstellung von Erwin Wurm, 22.03.2015 – 13.09.2015