Schlagwort: Kunst

Altonale – Kunst im Schaufenster: Heimat für Halkyone

Der Holzschnitt im Schaufenster entstand am 15. März 2023 im Antiquariat Halkyone, Lamp´lweg 10. "#politischer Druck", am "Tag der Druckkunst", war eine von mehreren Aktionen zur Rettung dieses letzten Antiquariats im Hamburger Westen. Doch am 31. März 2023 musste Halkyone nach 27 Jahren schließen. Es bleibt der Eisvogel, als Symbol des Umbruchs und der Verwandlung, der hier im Schaufenster für kurze Zeit eine Heimat findet.

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Artists´ books reloaded

Open Call von "Port25 - Mannheim": Will Sohl - Artists´ books reloaded, 2018
Ich nehme den open call zum Anlass, meine Recherche in eigener Sache fortzusetzen. 1994/95 fertigte ich 6 Schulhefte in A4, die ich aufgetrennt mit einem Plotter bezeichnete und wieder neu zusammen heftete.

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Fichten in der Autostadt

Foto
“Fichte” – “one minute sculpure” in Wolfsburg am 05.07.2015

Vor Kurzem machte ich sonntags einen Besuch der Ausstellung von Erwin Wurm im Kunstmuseum Wolfsburg. Vor einem Jahr hatte ich die “one-minute-sculptures” im Städel in Frankfurt besucht und mit Vergnügen mitgemacht.

2007 arbeitete ich als 3d-Visualisierer im Werk in Wolfsburg. Damals war in den Hamburger Deichtorhallen gerade die Retrospektive von Erwin Wurm und ich nahm Wurms fettes rotes Auto in Form einer Kunstpostkarte mit ins Büro. Komischerweise werteten die Kollegen das Bild als Verunglimpfung des Automobils.

Nun steht während der Ausstellung ein verfetteter senffarbener VW-Bus vor dem geschätzten Kunstmuseum in Wolfsburg. Wochentags wird aus dem Bus heraus die werkseigene Currywurst mit Pommes verkauft. Warum Erwin Wurm für seine Ausstellung den Titel “Fichte” gewählt hat, wird in der Ausstellungshalle augenfällig. Dort hängen überkopf 15 riesige Nadelbäume erfurchtgebietend von der hohen Decke.

Enthusiastisch absolviere ich auch in Wolfsburg meine “one-minute-sculpures” Diesmal bin ich aber irritiert. Es ist gar nicht witzig. Wer war denn dieser Fichte, vor dem ich knien soll? Schließlich suche ich Erleuchtung unter Wurms Fichtenwäldchen. Nach Wurms Anleitung ziehe ich den Eimer über den Kopf. Ich sehe jetzt aus wie die Wohnzimmerlampen am Eingang der Ausstellung, mit Lampenschirmen aus Farbeimern. (aus dem Baumarkt. Genial einfach , wie vom berühmten Möbelhaus.) Als Stehlampe fühle ich – gar nichts.

Johann Gottlieb Fichte forderte 1807 in seinen “Reden an die deutsche Nation”  die Bildung eines deutschen Nationalstaates und eine Nationalerziehung, welche “die Freiheit des Willens gänzlich vernichtet”, um den Einzelnen in ihrem Sinne zu formen.

Die Nazis haben Fichte zu einem Vordenker gemacht und haben 1938 Wolfsburg gegründet. Und jetzt knie ich vor Fichte nieder?

“Ich verstehe den Künstler als jemanden, der sich mit nichts anderem beschäftigt, als der Welt Sinn zu entziehen. Als jemandem, der diesen Entzug zu seinem Mittelpunkt macht. Dessen ganzer Einsatz besteht darin, die Welt von Bedeutung zu befreien. Jeder andere von uns will sich mit Bedeutung aufladen, der Künstler entlädt sich.” (Erwin Wurm)

Also: Eimer runter! und liebe Kollegen, entspannt Euch: der von der Wurm-Skulpur zertrümmerte Mercedes bei den Fichten ist gar kein Auto!

“Fichte”, Kunstmuseum Wolfsburg, Ausstellung von Erwin Wurm, 22.03.2015 – 13.09.2015