Kategorie: Ausflüge

Museumsbesuche, Ausstellungen, Rezensionen

Arkadien Festival #4 * WAR 02.05 – 31.05.

Arkadien ist in Ebersberg, bei München vom 2. bis 31. Mai 2025

Arkadien ist der Begriff, den Frieden im Diesseits zu finden, ein uralter Mythos. Et in Arcadia ego.

Für das vierte Arkadien-Festival in Ebersberg haben internationale Künstler*innen Großflächenplakate zum Phänomen KRIEG entworfen. Mangels Fördergelder können aber jetzt nicht, wie ursprünglich geplant, 20 Großflächenplakate im Stadtgebiet von Ebersberg gezeigt werden. Stattdessen findet das Festival stark verkleinert im Haus des Kunstvereins Galerie „Alte Brennerei“ statt: Auf einem Leuchttisch sind rund 70 der eingereichten Entwürfe (260) als Kleinbilddias zu betrachten, nur ein Plakat von Käthe Kruse aus Berlin wird im Raum groß präsentiert. Darauf stehen die Namen aller jemals stattgefundenen Kriege. Drei weitere Plakate im Nebenraum beinhalten lediglich den Text „Leer“ jeweils auf deutsch/englisch, hebräisch/arabisch, ukrainisch/russisch.

Zur Ausstellung findet über die gesamte Dauer ein umfangreiches öffentliches Symposium statt, der arcadiaTALK. Kurator Peter Kees diskutiert im Mini-Auto „Casalini Sulky“ mit wechselnden Gästen aus Kultur und Politik über die gegenwärtige kulturpolitische Situation und die Sparpolitik in der Kulturförderung.

Das Festivalprogramm und weitere Infos auf der Webseite: http://arkadienfestival.embassy-of-arcadia.eu/

Hier Bilder des ersten Festival-Wochenendes:

Arkadien Festival #4 Vernissage am 2.Mai 2025 * Casalini Sulky (Foto: Peter Kees)

 

Arkadien Festival #4 * Talk im Casalini Sulky: Christiane Pfau und Peter Kees (Foto: Peter Kees)

 

Arkadien Festival #4 * Installation mit Plakat von Käthe Kruse und Leuchtisch (Foto: Peter Kees)

 

Arkadien Festival #4 * Detail Leuchtisch (Foto: Peter Kees)

 

Arkadien Festival #4 Thema KRIEG * Detlef Lemme – Schauer 2025

 

Arkadien Festival #4 * Casalini Sulky (Foto: Peter Kees)

Die beteiligten Künstler*innen sind:

David Adam (Dresden), Ilona Maria Amann (Pettendorf), Elfi Anderegg (Zürich, Schweiz), Dick Averns (Kanada), Eva Borner (Basel, Schweiz), Rolf Bremer (Berlin), Wolfgang Brenner (Paderborn), Georg Brückner (Dohma), barbara caveng (Berlin), Bernhard Draz (Berlin), Malika Eilers (Leipzig), Maximilian Erbacher (Brühl), Armin L. Fischer (Köln), Flora Franke (Wien, Österreich), Kuesti Fraun (Düsseldorf), Felix Freier (Bochum), Ju Giger (Zizers, Schweiz), Ulli Groetz (Berlin), Stephan Groß (Berlin), Katharina Gruzei (Linz & Wien, Österreich), Max Haarich (München), Eva Herter & Herbert Rometsch (München), Monika Huber (München), Desanka Ilic (Rimini, Italien), Markus Jäger (Karlsruhe), Patrick Kaluta Kalpone (Kongo), Ingrid Köhler (Haar), Rostyslav Koterlin (Ivano-Frankivsk, Ukraine), KOSCHIES (Potsdam), Silke Krah (Kirchhundem), Simone Krois (Feldkirchen), Käthe Kruse (Berlin), Oscar Lebeck (Leipzig), Edgar Leissing (Schwarzach, Österreich), Detlef Lemme (Hamburg), Marianne Lindow (Köln), Alberto Magrin (Genova, Italien), Albert Markert (Berlin), Peter Pierrot Mbikale, (Kinshasa, Kongo), Michael Merkel (Dresden), Christoph & Sebastian Mügge (Malmö und Kristianstad, Schweden), Iris Nölle-Wehn (München), Brigitte Nowatzke-Kraft (Karlsruhe), Jürgen Palmtag (Melisey, Frankreich), Oleksii Plakhotnyi (Weilheim), Ahmad Rafi (Frankfurt am Main), Sandra Ratkovic (Berlin), Yvonne Salzmann (Schandelah), Moran Sanderovich (Berlin), Susanne Schüffel (Berlin), Barbara Schulte Zurhausen (Aachen), Stefan Seffrin (Pickließem), Gine Selle (Frauenau), Adam Simon (New York, USA), stöckerselig (Basel/Zürich, Schweiz), Stanisław Świtała (Warschau, Polen), Jan Tomaschoff (Erkrath), Marie Jeanne Turnea-Luncz (Nürnberg), Sig Waller (Saarbrücken), Petra Winkelmeier (Ebersberg), Agatha Zobrist (Zürich, Schweiz)


Presseberichte (Stand 07.05.25):

Süddeutsche Zeitung 01.05.25: https://sz.de/li.3244770

Süddeutsche Zeitung 21.03.25: https://sz.de/li.3223140

 

Aquarellieren pleinair in Venedig vom 23. bis 25. Mai

Zur Biennale nach Venedig und danach die Schönheit der „Serenissima” mit dem Skizzenbuch selbst erobern!
Im Stadtteil Castello, rund um die Ausstellungsflächen der Biennale, erkunden wir die engen Gassen und Kanäle mit Bleistift und Aquarell und lassen uns von der Stimmung der Farben, dem Licht und den Wasserspiegelungen inspirieren. In entspannter Atmosphäre lernen Sie das schnelle Skizzieren mit Stift und Aquarell. Auch Grundlagen und Techniken der Zeichnung und der Aquarellmalerei werden vermittelt.

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Herzenssache – Wilhelm Busch im Ernst Barlach Haus

Ausflug zum Ernst Barlach Haus im Jenischpark. Ich bin gespannt auf die Malerei von Wilhelm Busch (1832 – 1908), dessen Bilderbücher als Vorläufer der Comics gelten. Wie das von Max und Moritz, den Anarcho-Helden meiner Kindheit, die ihre Auflehnung gegen die Erwachsenen mit dem Leben bezahlten.
Das Ernst Barlach Haus hat jetzt 70 Bilder und Zeichnungen aus dem Museum Wilhelm Busch in Hannover und von privaten Sammlern ausgeliehen, um den Künstler Busch vor uns und sich selbst zu der verdienten Anerkennung zu verhelfen. Und hier offenbart sich auch wirklich ein ganz anderer!

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Selbster – Autos

Der Hamburger Professor für Arbeitspsychologie Hugo Schmale schrieb im Spiegel 1999/23 („Autonom oder automobil?“), daß das Auto anfänglich auch „Selbster“ genannt werden sollte.
Zitat:
„Der Siegeszug des Automobils, das genauso alt ist wie die Psychoanalyse, ist die technische Antwort auf eine fundamentale Kränkung des auf Weltbeherrschung gerichteten Selbstbewußtseins, die der Mensch in den letzten Jahrhunderten hinnehmen mußte. Die Kränkung war die letzte in einer langen Serie.“
Die Erde ist nicht der Mittelpunkt der Welt (Kopernikus).
Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung (Darwin).
Nicht allein das Ich, auch unbewußte Kräfte bestimmen unser Tun und Schicksal (Freud).
Zitat:
„Das Auto wurde zum Zentrum einer neuen Ichbezogenheit: Wenn schon nicht autonom, so doch zumindest automobil!“

Anmerkung:
Und die nächste Kränkung ist schon auf dem Wege: das selbstfahrende (autonome!) Auto. Es stellt sich die Frage: Welches Objekt tritt dann den Ersatz an?

Upload 75 „autos“-Aquarelle Link
Upload 25 „Kontrollbild“-Aquarelle Link
Upload 101 „pinale“-Scribbles Link
Das Design der Aquarell-Galerien mußte ich aus technischen Gründen verändern.
Bitte beachte: Wenn die Zeichnungen/Scribbles nicht angezeigt werden, dann verwende einen anderen Browser. Nur der Internet Explorer zickt derzeit noch bei Vektorgraphik.

Fichten in der Autostadt

Foto
„Fichte“ – „one minute sculpure“ in Wolfsburg am 05.07.2015

Vor Kurzem machte ich sonntags einen Besuch der Ausstellung von Erwin Wurm im Kunstmuseum Wolfsburg. Vor einem Jahr hatte ich die „one-minute-sculptures“ im Städel in Frankfurt besucht und mit Vergnügen mitgemacht.

2007 arbeitete ich als 3d-Visualisierer im Werk in Wolfsburg. Damals war in den Hamburger Deichtorhallen gerade die Retrospektive von Erwin Wurm und ich nahm Wurms fettes rotes Auto in Form einer Kunstpostkarte mit ins Büro. Komischerweise werteten die Kollegen das Bild als Verunglimpfung des Automobils.

Nun steht während der Ausstellung ein verfetteter senffarbener VW-Bus vor dem geschätzten Kunstmuseum in Wolfsburg. Wochentags wird aus dem Bus heraus die werkseigene Currywurst mit Pommes verkauft. Warum Erwin Wurm für seine Ausstellung den Titel „Fichte“ gewählt hat, wird in der Ausstellungshalle augenfällig. Dort hängen überkopf 15 riesige Nadelbäume erfurchtgebietend von der hohen Decke.

Enthusiastisch absolviere ich auch in Wolfsburg meine „one-minute-sculpures“ Diesmal bin ich aber irritiert. Es ist gar nicht witzig. Wer war denn dieser Fichte, vor dem ich knien soll? Schließlich suche ich Erleuchtung unter Wurms Fichtenwäldchen. Nach Wurms Anleitung ziehe ich den Eimer über den Kopf. Ich sehe jetzt aus wie die Wohnzimmerlampen am Eingang der Ausstellung, mit Lampenschirmen aus Farbeimern. (aus dem Baumarkt. Genial einfach , wie vom berühmten Möbelhaus.) Als Stehlampe fühle ich – gar nichts.

Johann Gottlieb Fichte forderte 1807 in seinen „Reden an die deutsche Nation“  die Bildung eines deutschen Nationalstaates und eine Nationalerziehung, welche „die Freiheit des Willens gänzlich vernichtet“, um den Einzelnen in ihrem Sinne zu formen.

Die Nazis haben Fichte zu einem Vordenker gemacht und haben 1938 Wolfsburg gegründet. Und jetzt knie ich vor Fichte nieder?

„Ich verstehe den Künstler als jemanden, der sich mit nichts anderem beschäftigt, als der Welt Sinn zu entziehen. Als jemandem, der diesen Entzug zu seinem Mittelpunkt macht. Dessen ganzer Einsatz besteht darin, die Welt von Bedeutung zu befreien. Jeder andere von uns will sich mit Bedeutung aufladen, der Künstler entlädt sich.“ (Erwin Wurm)

Also: Eimer runter! und liebe Kollegen, entspannt Euch: der von der Wurm-Skulpur zertrümmerte Mercedes bei den Fichten ist gar kein Auto!

„Fichte“, Kunstmuseum Wolfsburg, Ausstellung von Erwin Wurm, 22.03.2015 – 13.09.2015